Mahnwache am 08.08.2025 - Rede der Vorsitzenden

Eigentlich fehlen mir die Worte, hat es mir buchstäblich die Sprache verschlagen und andererseits weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll:
  • Bei den grausamen Geiselvideos – aber dazu wird Karin gleich etwas sagen, oder
  • bei den gefakten Bildern von hungernden Kindern in Gaza, oder
  • bei der angeblichen oder tatsächlichen Hungerkatastrophe, oder
  • von der Diskussion über Hilfslieferungen, oder
  • von der medialen Berichterstattung, oder
  • von den Plänen, Palästina als eigenen Staat anzuerkennen, oder
  • von den Boykottüberlegungen in der EU gegenüber Israel, oder
  • von der Verweigerung von militärischer Unterstützung für Israel, oder
  • von der UNO und ihren Verflechtungen mit der Hamas
  • oder, oder, oder …
Da wird Israel weltweit an den Pranger gestellt und aufgefordert, den Krieg in Gaza endlich zu beenden. Nicht die Hamas wird aufgefordert, die Geiseln zu entlassen und die Waffen nieder zu legen, was den Krieg auf der Stelle beenden würde. Dies höchstens in einem Nebensatz. Auch die Horrorvideos, auf denen die Hamas selbst ihr barbarisches Vorgehen dokumentiert, finden kaum Beachtung und auch nicht die Tatsache, dass es sich bei 5 der noch in Geiselhaft befindlichen Menschen um deutsche Staatsbürger handelt. Man hat sich an die Grausamkeit der Hamas gewöhnt, sie löst kaum noch Entsetzen aus.

Was aber weltweit Entsetzen auslöst sind die Fotos der Menschen im Gazastreifen, mit denen wir geflutet werden. Selbst wenn sich etliche dieser Bilder als gefakt erweisen und jeder weiß, dass die Hamas diese Bilder braucht für ihre psychologische Kriegsführung. Und auch die Tatsache, dass die Informationen ausschließlich aus Quellen der Hamas stammen.
Alternative Infos von der israelischen Regierung oder von Hamas-Gegnern, äußerst mutigen Menschen aus dem Gazastreifen, finden in unseren Medien kaum Erwähnung. 

Da muss es einen schon verwundern, dass es nicht die westlichen Länder sind, sondern die palästinensische Autonomiebehörde und die arabischen Staaten sind, die eine Freilassung der Geiseln und eine Entwaffnung der Hamas fordern; dass die Autonomiebehörde die Hamas anklagt, Lebensmittel abzuzweigen, eine Information, der sich inzwischen auch die UN angeschlossen hat und dennoch bleibt das Narrativ in der Welt, dass Israel allein an einer angeblichen oder tatsächlichen Hungersnot im Gazastreifen die Schuld trägt.
Und all diese unüberprüfbaren Berichte verdichten sich in den letzten Wochen zu einer weltumspannenden Verurteilung Israels, des einzigen jüdischen Staates , des Staats der Holocaustüberlebenden und deren Nachkommen. 
    
Dieser Staat kämpft seit seiner Entstehung vor 77 Jahren um seine Existenz. Dabei sollte er eine Lebensversicherung für Jüdinnen und Juden sein. Inzwischen fungiert es als Jude unter den Staaten, auf den alles Böse projiziert wird, übrigens eine Form des israelbezogenen Antisemitismus. 

Die Spitze der Reaktionen ist aber die Ankündigung vieler Länder, allen voran Frankreichs und Großbritanniens, Palästina als eigenen Staat anzuerkennen.

Seit 77 Jahren gibt es Israel und seit 77 Jahren könnte es auch einen palästinensischen Staat geben, wenn denn die Palästinenser dazu bereit gewesen wären und wären. Bisher waren alle Verhandlungen erfolglos. Symptomatisch stehen die 3 Neins von Khartum aus dem Jahr 1967, in der die Arabische Liga kategorisch sowohl die Anerkennung Israels, als auch Verhandlungen, als auch Frieden mit Israel ablehnten.

Nun soll es einen palästinensischen Staat ohne jegliche Verhandlungen geben, was in Israel als Belohnung des Massakers vom 7. Oktober verstanden wird. 
Und Ghazi Hamad, Mitglied des Hamas-Politbüros, erklärt in einem TV-Interview mit Al Jazeera: „Die Initiative mehrerer Länder, einen palästinensischen Staat anzuerkennen, ist eine der Früchte des 7. Oktober …….Wir haben bewiesen, dass der Sieg über Israel nicht unmöglich ist und dass unsere Waffen ein Symbol palästinensischer Ehre sind.“ Und weiter führt er aus, dass die Früchte des 7. Oktobers der Welt in Bezug auf die palästinensische Frage die Augen geöffnet hätten. Das palästinensische Volk verdiene ein eigenes Land, so Hamas. Nach Vorstellung der Hamas wäre ein Staat Palästina islamistisch geprägt und ein Schritt zur Errichtung eines Kalifats.

„Wir als Deutsch-Israelische Gesellschaft Aachen e.V.  halten die Entscheidung, Palästina einseitig als Staat anzuerkennen, für ein politisch falsches Zeichen zum falschen Zeitpunkt. Zum derzeitigen Zeitpunkt kommt sie einer Belohnung der Hamas gleich nach dem bestialischen Terrorüberfall am 7. Oktober, dem schlimmsten Pogrom an jüdischen Menschen seit der Shoah.  Von vielen Menschen in Israel wird dieser Überfall als Holocaust wahrgenommen und bezeichnet.  Das Massaker hat viele Jüdinnen und Juden weltweit erneut traumatisiert. 
Vor diesem Hintergrund muss der Schritt, zum jetzigen Zeitpunkt einen palästinensischen Staat anzuerkennen, als ein weiteres Zeichen der Empathielosigkeit empfunden werden.

Wir, die deutsch-israelische Gesellschaft Aachen, halten an der Vision einer Zweistaatenlösung fest, denn die Palästinenser haben, ebenso wie Israel, ein Leben in Sicherheit, Wohlstand und Frieden verdient.

Doch Voraussetzung muss die Befreiung der Geiseln, die Entwaffnung und Entmachtung der Hamas sein und eine palästinensische Führung, die zu Kompromissen bereit ist und das Existenzrecht Israels anerkennt. 
Und auch Israel muss seine Hausaufgaben machen und seine aggressive Siedlungspolitik im Westjordanland aufgeben.
Doch eine Anerkennung zu diesem Zeitpunkt stärkt nicht die Kräfte des Friedens, sondern jene des Terrors.
Der Osloer Friedensprozess muss wieder aufgenommen werden und an die Verhandlungen angeknüpft werden, um einen dauerhaften und nachhaltigen Frieden zu schaffen.

Wie wichtig Symbole in der Politik auch sind, aber dies Symbol geht in die falsche Richtung. Es belohnt einseitig die palästinensische Seite, unabhängig von der Ursache des derzeitigen Krieges und der völkerrechtswidrigen Politik der Hamas und straft Israel als einzigen Schuldigen“ ab.

Und zum Schluss noch einmal unser Bekenntnis zu Israel, dem jüdischen Staat, zur israelischen Demokratie- und Friedensbewegung. In sie setzen wir große Hoffnungen bei ihrem Kampf um die Demokratie in Israel und hoffentlich baldige Neuwahlen.
Wir verurteilen die Pläne zur Annexion und Besiedlung des Gazastreifens durch Israel und die Siedlungspolitik im Westjordanland. Wir distanzieren uns von der rechten Regierung Netanjahus unter Beteiligung von Bezalel Smotrich und Itamar Ben Gvir und ihrer martialischen Rhetorik.
von Markus Gehring 12. September 2025
Die DIG Aachen lädt ein zum Gedenken an den 7. Oktober
von Markus Gehring 25. August 2025
Liebe Mitglieder der DIG Aachen e.V., sehr geehrte Damen und Herren, Am Mittwoch, den 10. September 2025 , laden wir herzlich zu einem Vortrag und anschließender Diskussion mit dem Verleger und Autor Klaus Bittermann ein. Beginn ist um 19 Uhr in der Burg Frankenberg . Klaus Bittermann ist Gründer und Leiter des Edition Tiamat Verlags in Berlin, der seit vielen Jahren für unabhängiges Publizieren, literarische Qualität und gesellschaftspolitische Relevanz steht. Bittermann selbst gilt als streitbarer Intellektueller mit einem Gespür für unbequeme Themen und für Autor*innen, die den öffentlichen Diskurs bereichern. Seine Bücher und Essays zeichnen sich durch Schärfe, Ironie und eine klare Haltung aus. Wir freuen uns auf einen Abend voller Denkanstöße, spannender Texte und lebendiger Diskussion. Die Teilnahme ist kostenlos. Aufgrund der begrenzten Plätze bitten wir um Anmeldung unter info@dig-aachen.de Die Veranstaltung präsentieren wir Ihnen in freundlicher Kooperation mit:
von Elisabeth Paul 19. August 2025
Herzlich willkommen zu unserer wöchentlichen Mahnwache! Seid nun fast eineinhalb Jahren treffen wir uns hier und jedes Mal hoffen wir, dass es das letzte Mal ist, dass wir uns hier treffen, und immer hoffen wir: dass die Geiseln endlich frei sind, dass die Hamas endlich kapituliert und und ihre Waffen niedergelegt hat, dass der fürchterliche Krieg im Gazastreifen zu Ende ist, dass sich eine zivile palästinensische Verwaltung gegründet hat, mit internationaler Unterstützung dass es einen Wiederaufbauplan für Gaza gibt und dass internationale und benachbarte Staaten ihre verbindliche Unterstützung beim Wiederaufbau zugesagt haben. Leider ist all dies nicht in Sicht, sondern: der grauenhafte Krieg hält an, die Zahl der Getöteten auf beiden Seiten steigt ständig, die Situation im Gazastreifen ist menschlich nicht mehr vertretbar, die Geiseln sind immer noch in der Gewalt der Hamas, die Hamas ist nicht bereit, zu kapitulieren, es gibt keinen Wiederaufbauplan, es gibt keine verbindlichen Zusagen, den Wiederaufbau zu unterstützen, die Angehörigen der Geiseln kämpfen gemeinsam mit der israelischen Demokratiebewegung verzweifelt für deren Freilassung und für ein Ende des Krieges und die internationale Solidarität mit Israel schwindet täglich. Und auch wir, die Deutsch-Israelische Gesellschaft Aachen, leiden. Es fällt uns zunehmend schwer, gegen den internationalen, medialen, politischen und sozialen Druck, der gegen Israel aufgebaut wird, unsere Solidarität mit dem jüdischen Staat zu erklären, unabhängig von seiner Regierung. Und darum geht es uns. Uns geht es um Solidarität mit dem jüdischen Staat, der Rückversicherung jüdischer Menschen in aller Welt, ihrer Lebensversicherung vor Gewalt, Verfolgung und Pogromen. Und wer das nicht versteht, wer vergisst, was dieser Staat bedeutet, wie er und vor welchem Hintergrund er entstanden ist, dass er „auf der Asche von Auschwitz“ errichtet wurde, dass er kein koloniales, sondern ein antikoloniales Projekt ist, dass dieser Staat seit dem ersten Tag seiner Entstehung von Feinden umringt und in seiner Existenz bedroht ist, den oder die wollen wir erinnern. Auch wir kritisieren die rechte Regierung Netanjahus, die Pläne der rechtsradikalen Ben Gvir und Smotrich, die Palästinenser*innen aus dem Gazastreifen zu vertreiben und Gaza wieder zu besiedeln. Auch wir kritisieren die Siedlungspolitik im Westjordanland. Auch wir kritisieren die Versuche Netanjahus, die Rechtsstaatlichkeit zu zerstören, zum Beispiel, die Absetzung der Oberstaatsanwältin Gali Baharav-Miara, die sich wiederholt gegen Regierungsentscheidungen gewandt hat. Auch wir fordern die israelische Regierung auf, die humanitäre Versorgung im Gazastreifen sicher zu stellen Aber wir sind ebenso entsetzt über die weltweite Dämonisierung Israels bei aller teilweise berechtigten Kritik. Wir sind empört über die Ankündigung von Merz, die Waffenlieferungen an Israel einzuschränken. Diese Entscheidung steht im Gegensatz zur Auffassung der Bundesregierung, dass Israel das Recht hat, sich gegen den Terror der Hamas zu verteidigen und eine Entwaffnung der Hamas unerlässlich ist. Diese Entscheidung ist ein Einknicken vor der weltweiten Propagandakampagne gegen Israel. Nach der Ankündigung einiger Länder, Palästina als Staat anzuerkennen, ohne zu klären, wer, wie, unter welchen Bedingungen diesen Staat regieren wird und wie ein solcher Staat aussehen soll -- soll es ein islamistischer Staat, ein Gottesstaat sein, judenfrei selbstverständlich -- würde dies einen weiteren Punktsieg für die Hamas bedeuten. Denn noch immer sind 50 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Noch immer „regiert“ die Hamas im Gazastreifen. Noch immer überfällt sie die Lebensmittellieferungen. Noch immer ist sie in der Lage zu kämpfen. Noch immer ist sie militärisch handlungsfähig. Ob die Kriegsführung im Gazastreifen noch angemessen ist, ist auch in Israel sowohl politisch wie militärisch äußerst umstritten, selbst in höchsten Militärkreisen. Wir teilen die Befürchtung, dass die Geiseln durch eine Intensivierung der Kämpfe massiv bedroht sind und sich die humanitäre Lage im Gazastreifen weiter verschärfen wurde. Wie würden einen Waffenstillstand und Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln begrüßen. Wir sind froh, dass Netanjahu versichert hat, eine Annexion des Gazastreifens nicht vorzunehmen und dort eine dauerhafte Präsenz von Israel nicht angestrebt wird. Dies stellt eine erfreuliche Ablehnung der Vorschläge von Smotrich und Ben Gvir dar. Auch wir wünschen uns einen dauerhaften Frieden, die Rückkehr der Geiseln, eine Entwaffnung der Hamas und eine friedliches Palästina in einem demokratischen, freien Staat. Wir fordern: die Freilassung der Geiseln und die Kapitulation der Hamas! Damit wäre Israels Begründung für die Fortsetzung und Intensivierung dieses Krieges die Basis entzogen! von Israel ein Ende der illegalen Siedlungen im Westjordanland und ein effektives Vorgehen gegen Siedlergewalt Israel auf, die humanitäre Hilfe im Gazastreifen sicher zu stellen nicht zuletzt: FREE GAZA FROM HAMAS! Und zum Schluss ein Zitat von Philipp Peyman-Engel: „Vielleicht wäre es zur Abwechslung einmal an der Zeit, statt Israel fortwährend kontrafaktisch zu dämonisieren, maximalen politischen Druck auf die Hamas auszuüben. Damit dieser Krieg ganz schnell endet, die israelischen Geiseln in Gaza freikommen, das Leid in Gaza endet -- und auch die palästinensischen Zivilisten in Gaza endlich von der Hamas befreit werden.“ Unsere Solidarität gilt der israelischen Demokratiebewegung, die Woche für Woche mit 60.000 bis 100.000 Teilnehmer*innen für die Freilassung der Geiseln, für ein Ende des Krieges und gegen die rechte Regierung von Netanjahu demonstriert und dies mit israelischen Fahnen, die man hier bei uns nur unter Lebensgefahr mit sich führen kann.
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