Mahnwache am 31.05.24

Mahnwache

Am Freitag, den 31.05.2024, um 17:00 Uhr fand am Münsterplatz in Aachen unsere wöchentliche Mahnwache statt, gegen jeden Antisemitismus, für die Freilassung aller Geiseln und die Solidarität mit Israel.
Wir hatten Luis Castellanos als musikalische Begleitung angekündigt. Der musste leider kurzfristig absagen und wird nun am 07.06.2024 dabei sein.

Es gab aber wieder viele Interessierte und ein paar gute Reden.
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Rede von Maria Kehren von Omas gegen Rechts Aachen, vom 31.05.2024

Ein Tour-Guide in Auschwitz beendete die Führung durch das Vernichtungslager mit den Worten: „Ich möchte, dass Sie alle von hier weder Wut noch Hass mitnehmen, sondern dass Sie einfach freundlich zueinander sind, denn hier haben Sie gesehen, wohin der Hass führen kann.“

Mein Name ist Maria Kehren und ich bin eine OMA GEGEN RECHTS. Eins unserer Hauptanliegen ist auch der Kampf gegen Antisemitismus und ich freue mich, dass ich ein paar Worte an euch richten darf. 

Es geht bei dieser Mahnwache weder um den Krieg in Gaza noch um unschuldige getötete Zivilisten oder die Netanyahu Regierung. Es geht darum, dass jüdische Menschen weltweit wieder in Angst leben. Und das nur weil sie jüdisch sind. 2022 habe ich in Jerusalem einen Davidstern gekauft, den ich seitdem trage und der mir viel bedeutet. Kürzlich sprach ich mit einer jüdischen Frau darüber, warum ich diesen Stern trage. Sie sagte: „Sie sind nicht jüdisch, Sie können ihn tragen, ich aber bin jüdisch und kann ihn deshalb nicht tragen.“ Es hat mich sehr beschämt, dass der Antisemitismus in Deutschland wieder so erstarkt ist, dass Menschen ihre jüdische Identität in der Öffentlichkeit lieber verstecken. 

Vor einigen Monaten habe ich mir noch gewünscht, dass es eines Tages überflüssig sein wird, dass die Polizei Synagogen und andere jüdische Einrichtungen in Deutschland bewachen muss. „Dann ist es endlich so, wie es sein soll“ habe ich mir immer gesagt. Mittlerweile sind wir aber meilenweit davon entfernt. Doch was hat ein jüdischer Mensch in Berlin, Columbia oder Paris damit zu tun, was in Gaza passiert? Es gibt kein weiteres Volk auf der Welt, das permanent für Ereignisse quasi in Sippenhaft genommen wird. 

Israel ist ein fantastisches, weltoffenes, demokratisches Land - das einzige demokratische Land im Nahen Osten –umgeben von Feinden, von denen ihm viele die Vernichtung wünschen oder diese sogar als Staatsräson haben. Es war bis zum 7. Oktober 2023 der einzige (relativ) sichere Staat für Jüdinnen und Juden. In Israel leben Menschen jüdischen, muslimischen und christlichen Glaubens friedlich zusammen und haben die gleichen Rechte. Am Eingang eines Restaurants in Haifa steht ein Schild mit der Inschrift: „We Welcome all sizes, all colors, all ages, all sexes, all religions, all types, all beliefs, all people are safe here.“ DAS ist Israel! 

Antisemitismus aber ist geprägt von Hass. Orkun Sensebat hat bei der ersten Mahnwache vor vier Wochen von der Uhr im Iran gesprochen. Diese Uhr auf dem Palästinaplatz in Teheran läuft rückwärts und zählt die Tage, die Israel noch maximal bis zu seiner Vernichtung verbleiben. Die Vernichtung Israels ist in vielen islamistisch geprägten Gesellschaften ein wichtiges Element. Die Omas gegen Rechts setzen sich auch für geflüchtete Menschen ein und warnen davor, grundsätzlich alle muslimischen Menschen unter Generalverdacht zu stellen. Allerdings wünschen wir uns endlich eine ganz deutliche Stellungnahme der Mehrheit der muslimischen Bevölkerung in Deutschland, die sich von antisemitischen Kundgebungen distanziert. 

Antisemitismus ist nichts Neues. Es gibt ihn in unterschiedlichen Ausprägungen schon seit Jahrhunderten, doch heute glauben wir aus der Vergangenheit gelernt zu haben und überall heißt es: „Nie wieder“ und doch wir schauen wieder zu, schweigen oder empören uns vom Sofa aus in sozialen Netzwerken, wenn in Deutschland „Yalla Yalla Intifada“ oder „From The River to the Sea“ skandiert wird. Ja, es ist unbequem, aus der Komfortzone zu kommen. Doch es ist nötig, wenn wir tatsächlich aus der Vergangenheit gelernt haben wollen. Die größte Unterstützung für die Nationalsozialisten kam durch die schweigende Bevölkerung. Doch auch unser Schweigen ist nach wie vor viel zu laut und unser Schweigen wirkt als Katalysator für den Antisemitismus in Deutschland. Es beginnt bereits im privaten Umfeld, in der Familie, am Arbeitsplatz und bei Freunden und Bekannten. Wir gehen immer noch lieber einem eventuellen Konflikt aus dem Weg, anstatt Farbe zu bekennen. Dabei gibt es auch tatsächlich noch viele Menschen, die einige Dogwhistles oder gängige Synonyme gar nicht kennen. Tatsächlich wissen viele Menschen zum Beispiel nicht, dass der Spruch „Jedem das Seine“ über dem Tor von Buchenwald stand und sind sogar dankbar, wenn man sie darauf hinweist. Viele Synonyme oder Codes für Antisemitismus kennen noch lange nicht alle. Deshalb sollten wir auf jeden Fall immer etwas sagen! 

Ich möchte dazu aufrufen, JETZT alles zu tun, damit niemand seinen Kindern und Enkeln erklären muss, wie es „so weit“ kommen konnte. Geht zu Gedenkveranstaltungen! Unterstützt interreligiöse Projekte, klärt über antisemitische Begriffe und Verschwörungserzählungen auf! Organisiert euch und geht zu Gegenprotesten der israelfeindlichen Demos. In Berlin stand eine Frau ganz alleine als Gegenprotest mit einem Schild, auf dem „Vergewaltigung ist kein Widerstand“ stand. Sie musste von etlichen Polizisten geschützt werden. Wie viel einfacher wäre es, wenn sie durch viele Menschen unterstützt würde? 

Ich freue mich sehr, dass seit vier Wochen diese Mahnwache stattfindet und dass ihr hier seid – bei jedem Wetter. Trotzdem frage ich mich, wo die vielen anderen Menschen sind, die „nie wieder“ skandieren? Ich wünsche mir, dass diese Mahnwache jede Woche größer wird und ganz deutlich zeigt: „wir sind mehr“. 

Ich möchte mit einem Zitat aus dem Buch von Rachel Hanan schließen. Sie hat Auschwitz überlebt und sie sagt: „Hasst nicht und schweigt nicht!“
Vielen Dank und Am Israel Chai! 


von Markus Gehring 12. September 2025
Die DIG Aachen lädt ein zum Gedenken an den 7. Oktober
von Markus Gehring 25. August 2025
Liebe Mitglieder der DIG Aachen e.V., sehr geehrte Damen und Herren, Am Mittwoch, den 10. September 2025 , laden wir herzlich zu einem Vortrag und anschließender Diskussion mit dem Verleger und Autor Klaus Bittermann ein. Beginn ist um 19 Uhr in der Burg Frankenberg . Klaus Bittermann ist Gründer und Leiter des Edition Tiamat Verlags in Berlin, der seit vielen Jahren für unabhängiges Publizieren, literarische Qualität und gesellschaftspolitische Relevanz steht. Bittermann selbst gilt als streitbarer Intellektueller mit einem Gespür für unbequeme Themen und für Autor*innen, die den öffentlichen Diskurs bereichern. Seine Bücher und Essays zeichnen sich durch Schärfe, Ironie und eine klare Haltung aus. Wir freuen uns auf einen Abend voller Denkanstöße, spannender Texte und lebendiger Diskussion. Die Teilnahme ist kostenlos. Aufgrund der begrenzten Plätze bitten wir um Anmeldung unter info@dig-aachen.de Die Veranstaltung präsentieren wir Ihnen in freundlicher Kooperation mit:
von Elisabeth Paul 19. August 2025
Herzlich willkommen zu unserer wöchentlichen Mahnwache! Seid nun fast eineinhalb Jahren treffen wir uns hier und jedes Mal hoffen wir, dass es das letzte Mal ist, dass wir uns hier treffen, und immer hoffen wir: dass die Geiseln endlich frei sind, dass die Hamas endlich kapituliert und und ihre Waffen niedergelegt hat, dass der fürchterliche Krieg im Gazastreifen zu Ende ist, dass sich eine zivile palästinensische Verwaltung gegründet hat, mit internationaler Unterstützung dass es einen Wiederaufbauplan für Gaza gibt und dass internationale und benachbarte Staaten ihre verbindliche Unterstützung beim Wiederaufbau zugesagt haben. Leider ist all dies nicht in Sicht, sondern: der grauenhafte Krieg hält an, die Zahl der Getöteten auf beiden Seiten steigt ständig, die Situation im Gazastreifen ist menschlich nicht mehr vertretbar, die Geiseln sind immer noch in der Gewalt der Hamas, die Hamas ist nicht bereit, zu kapitulieren, es gibt keinen Wiederaufbauplan, es gibt keine verbindlichen Zusagen, den Wiederaufbau zu unterstützen, die Angehörigen der Geiseln kämpfen gemeinsam mit der israelischen Demokratiebewegung verzweifelt für deren Freilassung und für ein Ende des Krieges und die internationale Solidarität mit Israel schwindet täglich. Und auch wir, die Deutsch-Israelische Gesellschaft Aachen, leiden. Es fällt uns zunehmend schwer, gegen den internationalen, medialen, politischen und sozialen Druck, der gegen Israel aufgebaut wird, unsere Solidarität mit dem jüdischen Staat zu erklären, unabhängig von seiner Regierung. Und darum geht es uns. Uns geht es um Solidarität mit dem jüdischen Staat, der Rückversicherung jüdischer Menschen in aller Welt, ihrer Lebensversicherung vor Gewalt, Verfolgung und Pogromen. Und wer das nicht versteht, wer vergisst, was dieser Staat bedeutet, wie er und vor welchem Hintergrund er entstanden ist, dass er „auf der Asche von Auschwitz“ errichtet wurde, dass er kein koloniales, sondern ein antikoloniales Projekt ist, dass dieser Staat seit dem ersten Tag seiner Entstehung von Feinden umringt und in seiner Existenz bedroht ist, den oder die wollen wir erinnern. Auch wir kritisieren die rechte Regierung Netanjahus, die Pläne der rechtsradikalen Ben Gvir und Smotrich, die Palästinenser*innen aus dem Gazastreifen zu vertreiben und Gaza wieder zu besiedeln. Auch wir kritisieren die Siedlungspolitik im Westjordanland. Auch wir kritisieren die Versuche Netanjahus, die Rechtsstaatlichkeit zu zerstören, zum Beispiel, die Absetzung der Oberstaatsanwältin Gali Baharav-Miara, die sich wiederholt gegen Regierungsentscheidungen gewandt hat. Auch wir fordern die israelische Regierung auf, die humanitäre Versorgung im Gazastreifen sicher zu stellen Aber wir sind ebenso entsetzt über die weltweite Dämonisierung Israels bei aller teilweise berechtigten Kritik. Wir sind empört über die Ankündigung von Merz, die Waffenlieferungen an Israel einzuschränken. Diese Entscheidung steht im Gegensatz zur Auffassung der Bundesregierung, dass Israel das Recht hat, sich gegen den Terror der Hamas zu verteidigen und eine Entwaffnung der Hamas unerlässlich ist. Diese Entscheidung ist ein Einknicken vor der weltweiten Propagandakampagne gegen Israel. Nach der Ankündigung einiger Länder, Palästina als Staat anzuerkennen, ohne zu klären, wer, wie, unter welchen Bedingungen diesen Staat regieren wird und wie ein solcher Staat aussehen soll -- soll es ein islamistischer Staat, ein Gottesstaat sein, judenfrei selbstverständlich -- würde dies einen weiteren Punktsieg für die Hamas bedeuten. Denn noch immer sind 50 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Noch immer „regiert“ die Hamas im Gazastreifen. Noch immer überfällt sie die Lebensmittellieferungen. Noch immer ist sie in der Lage zu kämpfen. Noch immer ist sie militärisch handlungsfähig. Ob die Kriegsführung im Gazastreifen noch angemessen ist, ist auch in Israel sowohl politisch wie militärisch äußerst umstritten, selbst in höchsten Militärkreisen. Wir teilen die Befürchtung, dass die Geiseln durch eine Intensivierung der Kämpfe massiv bedroht sind und sich die humanitäre Lage im Gazastreifen weiter verschärfen wurde. Wie würden einen Waffenstillstand und Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln begrüßen. Wir sind froh, dass Netanjahu versichert hat, eine Annexion des Gazastreifens nicht vorzunehmen und dort eine dauerhafte Präsenz von Israel nicht angestrebt wird. Dies stellt eine erfreuliche Ablehnung der Vorschläge von Smotrich und Ben Gvir dar. Auch wir wünschen uns einen dauerhaften Frieden, die Rückkehr der Geiseln, eine Entwaffnung der Hamas und eine friedliches Palästina in einem demokratischen, freien Staat. Wir fordern: die Freilassung der Geiseln und die Kapitulation der Hamas! Damit wäre Israels Begründung für die Fortsetzung und Intensivierung dieses Krieges die Basis entzogen! von Israel ein Ende der illegalen Siedlungen im Westjordanland und ein effektives Vorgehen gegen Siedlergewalt Israel auf, die humanitäre Hilfe im Gazastreifen sicher zu stellen nicht zuletzt: FREE GAZA FROM HAMAS! Und zum Schluss ein Zitat von Philipp Peyman-Engel: „Vielleicht wäre es zur Abwechslung einmal an der Zeit, statt Israel fortwährend kontrafaktisch zu dämonisieren, maximalen politischen Druck auf die Hamas auszuüben. Damit dieser Krieg ganz schnell endet, die israelischen Geiseln in Gaza freikommen, das Leid in Gaza endet -- und auch die palästinensischen Zivilisten in Gaza endlich von der Hamas befreit werden.“ Unsere Solidarität gilt der israelischen Demokratiebewegung, die Woche für Woche mit 60.000 bis 100.000 Teilnehmer*innen für die Freilassung der Geiseln, für ein Ende des Krieges und gegen die rechte Regierung von Netanjahu demonstriert und dies mit israelischen Fahnen, die man hier bei uns nur unter Lebensgefahr mit sich führen kann.
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